Ein altes Kloster voller Überraschungen.
Die barocke, dreiflügelige Klosteranlage ist rund 2000
Quadratmeter groß und diente im vergangenen Jahrhundert
als Krankenhaus. Von 2009 bis 2011 ließ die Stadt
das Gebäude für rund vier Millionen Euro komplett
wiederherrichten. Die Sanierung eines so alten Gebäudes
birgt viele Überraschungen: "Die Bausubstanz war
schwer in Mitleidenschaft gezogen" sagte Architekt
Hans Martin. Verfaulte, brüchige Balken und großflächige
Feuchtigkeitsschäden fand man vor. Konkrete Baupläne
existierten nicht mehr, und immer wieder stießen die
Arbeiter auf frühere "Bausünden". So
waren Balken und Wände scheinbar willkürlich entfernt
oder versetzt worden - mit gravierenden Folgen für
die Statik des Gebäudes, dessen Böden sich stellenweise
um knapp 20 Zentimeter gesenkt hatten.
Bauphysikalisch empfohlenes Dämmsystem.
Die Fundamente beider Gebäude bestehen aus bis zu 70
Zentimeter dicken Natursteinmauern, der Oberbau ist in Ziegelbauweise
erstellt worden. "Wir mussten eine komplett neue Dämmung
für sämtliche Wände und das Dach installieren"
erläutert Architekt Martin. Ein Bauphysiker erstellte
im Vorfeld der Sanierung ein Gutachten und empfahl das Dämmsystem
der Firma epasit, dessen Werte genau zu den Anforderungen
in Markdorf passten. Durch die aufeinander abgestimmten
Komponenten sanken die Energiekosten und ein gesundes Wohnklima
entstand. Die Alkalität der verwendeten Kalziumsilikatplatten
verhindert neue Feuchtigkeitsschäden langfristig. Darüber
hinaus sind die Platten nicht brennbar und erhöhen
so die Sicherheit der betagten Gemäuer. Verarbeitet
wurden 500 Quadratmeter epatherm-Platten in einer Stärke
von 50 Millimeter.
Material und Verarbeitung entscheidend.
Die Sanierung alter Gemäuer erfordert stimmige Materialkomponenten
und große Sorgfalt. Der verantwortliche Verarbeiter
Elmar Bechinger erklärt: "Ein geschmeidiges, handliches
Material war in diesem Fall sehr wichtig, weshalb die Wahl
auf das Dämmsystem von epasit fiel." Nach Beginn
der Arbeiten zeigte sich, dass der ursprüngliche Putz
mürber war als angenommen, er musste großflächig
abgetragen werden um einen haftbaren Untergrund zu schaffen.
Bis zu vier Zentimeter Kalkputz-Aufbau verwendete der Stuckateur
auf ungleichmäßigen Mauerpartien. Die aufgeklebten
Kalziumsilikatplatten verstrich man mit dem dazugehörigem
Spachtelreibeputz, abschließend wurde ein feiner Oberputz
aufgebürstet und mit reiner Silikatfarbe gestrichen.
"Alle Komponenten müssen aufeinander abgestimmt
sein, damit das System im Gleichgewicht bleibt" erläutert
Bechinger.
Teil eines modernen,
sozialen Zentrums.
Mit der Sanierung der historischen Gebäude schuf die
Stadt Markdorf Raum für das wachsende soziale Zentrum
vor Ort. In der Nachbarschaft befinden sich unter anderem
ein Seniorenheim und ein Mehrgenerationenhaus. Der Waldseer
Hof beherbergt inzwischen die Frühförderberatungsstelle
der Stiftung Liebenau. Im Dachgeschoss sind Schulungs- und
Büroräume der Stadt untergebracht. Im Alten Kloster
werden nach Abschluss der Sanierungsarbeiten im Sommer 2011
weitere soziale Einrichtungen Platz finden, ein neues Treppenhaus
mit Aufzug wurde dafür angebaut. Die im Klostergebäude
neu installierte Pellet-Heizung versorgt auch den Waldseer
Hof mit Wärme. Optional können später das
angrenzende Seniorenzentrum und das Mehrgenerationenhaus
ebenfalls damit beheizt werden. Die vorhandene Küche
wurde stark erweitert und kann zukünftig sämtliche
angrenzende Einrichtungen versorgen.
Waldseer Hof & Altes
Kloster: Geschichte.
Das trutzige Bauwerk Waldseer Hof, neben dem Bischofsschloss
eines der ältesten Gebäude Markdorfs, war einst
ein oberschwäbischer Klosterhof, dann eine Entbindungsanstalt
und nach 1920 ein Altenheim. Erbaut wurde es als massives
Steinhaus, im Gegensatz zu den damals üblichen Fachwerkgebäuden.
Gut 200 Jahre später entstand die benachbarte Klosteranlage
der Franziskanerinnen aus Bergheim, angelegt als offenes
Viereck. Zuletzt diente das Kloster als Krankenhaus, bevor
es - wie der Waldseer Hof - mehrere Jahre leer stand.
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